Die Unerbittlichkeit der Triggerpunkte
- 4. August 2012
- Fakten: Triggerpunkt-Medizin
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Schmerzen und Funktionseinschränkungen am Bewegungssystem gehören zu den häufigsten Gründen für eine Konsultation von Ärzten und Therapeuten.
Dabei hat unser Muskelsystem aufgrund seiner anatomischen und funktionellen Eigenschaften eine Schlüsselposition. Die Bedeutung der Muskulatur wird in der Praxis jedoch häufig unterschätzt, obwohl die muskuläre Dysbalance, Muskelverspannungen und die schmerzhafte Funktionsstörung der Muskulatur sowohl bei akuten als auch bei chronischen Beschwerden am Bewegungssystem nach aktuellen Erkenntnissen im Vordergrund stehen.
Triggerpunkte spielen hierbei sehr oft die wesentlichste Rolle. Die täglichen Erfahrungen in der Triggerpunktmedizin ausgebildeter Ärzte und Therapeuten legen nahe, daß die größtenteils am Bewegungsapparat – aber auch viele andere organische Probleme ohne Befund – in Wahrheit durch Triggerpunkte verursacht werden, das heißt durch kleinste Kontraktionen im Muskelgewebe.
Auf Schmerztherapie spezialisierte Ärzte und Therapeuten, die auch einschlägig in der Triggerpunktmedizin ausgebildet sind, haben dabei festgestellt, daß Triggerpunkte in ca. 75% aller Fälle die primäre Ursache von Schmerzen sind und daß sie sich praktisch bei jeder auftretenden Schmerzproblematik dazu „vergesellschaften“.
Bedauerlicherweise verfügt ein äußerst hoher Prozentsatz von Ärzten, Physio- Massage- und Bewegungstherapeuten bis heute entweder über keine oder keine ausreichenden Kenntnisse auf dem Gebiet der Triggerpunktmedizin, das heißt weder über die Existenz von Triggerpunkten noch über Triggerpunktmechanismen oder Triggerpunktsyndrome, obwohl seit über 30 Jahren in der einschlägigen medizinischen Fachliteratur und in medizinischen Fachzeitschriften laufend darüber berichtet wird. Im Hinblick auf die belegbaren Erfolge der Triggerpunktmedizin ist der ihr nach wie vor entgegengebrachte Widerstand, gänzlich unerklärlich.
Die Beschäftigung mit myofascialen Triggerpunkten ist traditionell leider auch kein Bestandteil der medizinischen Hochschulausbildung.
Unser Wissen über Triggerpunkte und Ihre Entstehung entstammt der westlichen medizinischen Forschung.
Triggerpunkte existieren tatsächlich. Mittels manueller Untersuchung lassen sich knotige Muskelverhärtungen lokalisieren und mit fokussierten Stoßwellen ein starker Lokalschmerz, Übertragungsschmerz und eine lokale Zuckungsreaktion auszulösen. In jüngster Zeit ist es zusätzlich möglich geworden, Triggerpunkte mit einem bildgebenden Verfahren, der sogenanten Elastographie, nachzuweisen.
Probleme am Bewegungsapparat zählen zu den häufigsten Beschwerdebildern in unserer Gesellschaft, viele Menschen leiden an chronischen Rücken- oder Gelenkschmerzen, oder auch an organischen Schmerzen ohne Befund.
Die oft unnötig langen Leiden der Betroffenen
Von Patienten, die oft über viele Monate und mitunter noch länger von Triggerpunkten gequält werden, weiß man, daß sie alles versuchen, um der Schmerzen Herr zu werden, aber sich in Unkenntnis der realen Diagnose entweder immer wieder wirkungslosen Therapien unterziehen oder in ihrer Verzweiflung mit einer Selbstbehandlung beginnen, von der man entweder gelesen oder gehört hat.
Das ist nicht nur das Wirkungsloseste sondern oft auch das Fatalste. Denn aktive Triggerpunkte sind unerbittlich, so reagieren sie beim Versuch, sie mit herkömmlichen Behandlungsmethoden in den Griff zu bekommen, entweder überhaupt nicht oder werden noch agressiver. Zu den gebräuchlichsten dieser Methoden zählt manuelle Triggerpunkt-Behandlung, der Einsatz der Fascienrolle (Tennisball etc…), die langfristige Einnahme von Schmerz- und Muskelentspannungsmitteln, Salbenauflagen, Infiltrationen in Triggerpunkte, Spritzenbehandlungen, Elektrostimulation, Akupunktur und Akupressur, Schröpfen, Kälteanwendungen, Osteopathie, Shiatsu, jede Art der Massage, aber auch progressive Muskelentspannung, Biofeedback, Meditation, Qi Gong und nicht zuletzt Heilgymnastik westlicher und fernöstlicher Methoden.
Triggerpunkt-Patienten gehören in die Hände eines speziell ausgebildeten Triggerpunkt-Therapeuten. Er hat das Know-how, stellt die richtige Diagnose, dokumentiert jeden einzelnen Fall und verfügt über das entsprechende High-Tech Instrumentarium, das für eine zielführende Behandlung der Triggerpunkt-befallenen Muskulatur unerläßlich ist.
Tatsache ist aber auch, daß auf diesem Gebiet großer Nachholbedarf besteht, weil Triggerpunkte als Schmerz-Verursacher noch immer entweder völlig falsch behandelt oder überhaupt nicht erkannt werden. Deshalb ist es so wichtig, nicht herumzuprobieren sondern sofort einen Fachmann aufzusuchen – der kennt sich aus und kann helfen.
Siehe auch: Die absoluten “No Gos” in der Triggerpunkt-Schmerztherapie
Dieser Beitrag soll ein Plädoyer dafür sein, den Muskelschmerz in den Status einer ernst zu nehmenden Erkrankung zu erheben, die im Falle der Chronizität alle Lebensbereiche des menschlichen Daseins einschränken kann, aber auch von diesen beeinflußt wird. Vokabeln wie “ein bißchen Muskelverspannung” oder “unwichtiger Nebenbefund” werden dann aus der ärztlichen Kommunikation verschwinden.