Osteopraktik Bernhard Huber

Die absoluten „No gos“ in der Triggerpunkt-Schmerztherapie

Beschwerden am Bewegungs- und Stützapparat zählen zu den häufigsten Krankheiten in unserer modernen Welt. Dementsprechend vielfältig sind auch die Behandlungen, die auf diesem Gebiet angeboten werden. Jedoch viele davon halten bei weitem nicht, was sie versprechen, weil die verwendeten Methoden entweder nicht mehr den neuesten Erkenntnissen entsprechen oder überhaupt völlig kontraindiziert sind und schaden können.
Die meisten Fehler, die für die Patienten gravierende Folgen haben können,  entstehen durch Fehldiagnose, gefolgt von falschen Therapieansätzen und zweifelhaften Behandlungsmethoden. Aber auch mangelndes Wissen über das Wesen der durch Triggerpunkte ausgelöste Schmerzen und ihrer heute möglichen Behandlungsmethoden sind oft die Ursache unendlich langer erfolgloser Therapien, die nur Geld kosten und zu nichts führen.
Betroffene berichten nicht nur über ihre verzweifelten Versuche, die für ihr Leiden zielführende Therapie zu finden, sie klagen auch über die angewandten Methoden, die sie wegen Unwirksamkeit oder auch Verschlechterung der Beschwerden verzweifeln ließen.
Und nicht selten wird ein chirurgischer Eingriff empfohlen, wo das Problem durchaus mit den Möglichkeiten des Osteopraktikers zu lösen wäre. Diese Tatsache schließt aber selbstverständlich nicht aus, daß Operationen in bestimmten Fällen unumgänglich sind.

Die 10 strikt abzulehnendsten Methoden (NO GOS)
1. Manuelle Triggerpunkt-Behandlung:

Obwohl neueste Forschungsergebnisse  deutlich aufzeigen, daß manuelle Therapieverfahren, wie das Herumdrücken, Zusammenkneifen und Reiben mit Stäbchen oder den Fingern sowie das Nadeln von Triggerpunkten (Dry Needling) oder Infiltrieren von Schmerzauslösern mit Lokalanästhetika auf  Grund ihrer Ineffizienz und den folgenschweren Nebenwirkungen in der modernen Triggerpunkt-Therapie nichts mehr verloren haben, werden sie nach wie vor durchgeführt. Die Behandlung kann nicht nur äußerst schmerzhaft sein, sie verursacht möglicherweise auch heftige Reaktionen (Hämatome, hochintensive Schmerzverstärkung, Gewebsschädigungen etc.) , was wiederum zur Überaktivierung und Aufrechterhaltung der Schmerzauslöser führen kann, wodurch es immer schwieriger wird, die Triggerpunkte zu beseitigen oder zumindest zu beruhigen. Die Anwendung des Triggerpunkt-Schlüssels zur Schmerzbehandlung sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen, da diese zur Verstärkung von Schmerzen und großflächiger Hämatombildung führen kann.
2. Fascienbehandlung:
Manuelle Fascientherapie und Selbstbehandlung,
Manipulationsmethoden, die teilweise noch immer im fatalen Irrglauben angewandt werden, damit eine Lockerung der Fascien erreichen zu können.  Das Gegenteil ist aber der Fall: Verstärkte Schmerzen werden dadurch ausgelöst und Hämatome gebildet, so kann es dadurch zu noch größeren Verhärtungen in der Muskulatur und dadurch zu agressiveren Triggerpunkt- Aktivitäten kommen.
Da sich diese Behandlungsform ausschließlich auf die Fascien (bindegewebige Hülle) beschränkt, werden die muskulären Triggerpunkte nicht behandelt, was bestenfalls nur zu Teilerfolgen führen kann, meist aber das Versagen der Therapie zur Folge hat.
Deshalb: Hände weg von Selbstbehandlung, „Black Roll“, Tennisbällen und Ähnlichem !
3. Massagen:
Triggerpunkt-Patienten berichten immer wieder davon, daß nach einer Massagebehandlung zwar kurzzeitig eine wohltuende Entspannung, in der Folge aber eine signifikante Verschlimmerung des Schmerzzustandes eintritt. Das läßt sich mit der nicht zu unterschätzenden Tatsache erklären, daß durch den mechanischen Reiz der Massage latente Triggerpunkte aktiviert werden, die wiederum Schmerzen verursachen. Streichungen, Knetungen, Friktionen und Hautverschiebungen können Triggerpunkte aktivieren, was in Therapeutenkreisen entweder zu wenig bekannt ist oder zu wenig beachtet wird. Häufig steht auch der konsultierte Arzt dann vor einem Rätsel, wenn sich anstatt des angestrebten entspannenden und schmerzlindernden Effekts möglicherweise verstärkte Beschwerden einstellen.
4. Schröpfen (Cupping): Für das Schröpfen gilt das gleiche, wie für fast alle manuellen Behandlungsmethoden, es verursacht Hämatome und Irritationen der Haut, was wiederum tiefliegende Triggerpunkte in der Muskulatur aktiviert und zu starken Schmerzen führen kann.

5. Triggerpunkt-Infiltrationen (Dry Needling)
Die Behandlung von Triggerpunkten und im besonderen von Ligamenta mit Injektionen hat folgende Nachteile: Gewöhnlich hinterlässt die Nadel einen Injektionsschmerz, der mehrere Tage anhalten kann. Zu beachten ist aber dabei, daß die Wirkungsdauer je nach Lokalanästhetikum nur bei 2-12 Stunden liegt. Ebenso wie bei jedem anderen invasiven Verfahren besteht auch bei Injektionen die Gefahr, daß Nerven, Blutgefäße oder andere morphologische Strukturen geschädigt werden. Mögliche, wenn auch sehr seltene Nebenwirkungen der Lokalanästhetika reichen vom Krampfanfall bis zum Herzstillstand. Leider werden Injektionen und Infiltrationen von orthopädischer und allgemeinmedizinischer Seite immer noch als „Standardtherapie“ angesehen, doch fehlen nach wie vor Beweise für die Wirksamkeit dieser Methode. Erwiesen ist jedoch, daß Triggerpunkt- und Ligamentinjektionen erhebliche Risiken für die Patienten bergen.
6. Kranken- / Heilgymnastik / Rückenschule                                                                                                     Wie auch bei der klassischen Massage gilt für die Kranken-/Heilgymnastik, daß Triggerpunkte durch gezielte Kräftigung oder Dehnung bestimmter Muskeln aktiviert werden und dadurch weitere Schmerzen verursachen können.
Auch wenn der behandelnde Arzt die krankengymnastischen Übungen zur Behandlung der Beschwerden für absolut notwendig erachtet, sollten zuerst die Triggerpunkte aufgespürt, beruhigt und beseitigt werden, um dann mit der Heilgymnastik ohne weitere Probleme fortfahren zu können.
Generell aber gilt, daß fast alle kranken- und heilgymnastischen Übungen eine Triggerpunkt aktivierende Wirkung haben können. Dasselbe gilt naturgemäß auch für sämtliche Rückenschulprogramme.
7. Krafttraining:
Seitdem sich das Kraft- und Muskelaufbautraining in Europa etabliert hat, ist auch hierzulande die Zahl der Schmerzpatienten, welchen der regelmäßige Besuch eines Fitnessstudios empfohlen oder gar verordnet wurde, sprunghaft angestiegen.
Der Grund dafür ist, daß die kontinuierliche oder sich in kurzen Abständen wiederholende Anspannung der Muskulatur einer weiteren Aktivierung von aktiven und latenten Triggerpunkten Vorschub leistet – akute Triggerpunkte dürfen nicht beübt werden!
8. Chiropraktik:
Im Anschluß an eine chiropraktische Behandlung verschlimmerten sich die Beschwerden bei vielen meiner Patienten deutlich.
Ursache ist eine Aktivierung der Triggerpunkte durch die Manipulation, wodurch Muskeln abrupt gedehnt werden. Die Folge: Es treten Schmerzen auf. Wenn man vorher vielleicht nur phasenweise Beschwerden hatte, kann sich nach solchen Manipulationen ein unerträglicher Dauerschmerz entwickeln, der sich auch durch weitere chiropraktische Maßnahmen nicht bessern läßt. Auch in diesem Fall reagieren einige „Behandler“ in Unwissenheit über die Wirkung von aktivierten Triggerpunkten eher ärgerlich als mitfühlend und suchen die Schuld beim Patienten.
9. Selbstbehandlungen:
Nun ist es aber gesichertes Wissen, daß Triggerpunkt-Selbstbehandlungen nicht nur völlig wirkungslos sind, sie sind auch gefährlich, weil sie aktive Triggerpunkte, die die Verursacher der Schmerzzustände sind, noch aggressiver und somit noch schmerzhafter machen. Das von manchen Therapeuten empfohlene Herumdrücken und Reiben mit den Fingern oder mit Stäbchen an den in ihrer Hartnäckigkeit unerbittlichen Triggerpunkten, führt nicht zur Beseitigung der Beschwerden, es verstärkt vielmehr die bestehenden Schmerzen. Das wiederum führt dazu, daß die Patienten unbewußt Schonhaltungen einzunehmen, wodurch immer noch mehr Muskelareale „infiziert“ werden. Die Folge davon ist: die Schmerzen breiten sich weiter aus. Doch je größer das Schmerzgebiet desto schwieriger sind Linderung bzw. Heilung zu erreichen.

10. Auflegen von Salben, Tinkturen, verschiedenen Pflastern etc.
Ebenso ist die von manchen Patienten bevorzugte Verwendung obskurer Salben, Tinkturen und (Wärme -) Plastern aller Art wirkungslos. Die Inhaltsstoffe pharmazeutisch hergestellter Salben können zudem die Haut und Triggerpunkte noch mehr reizen und es kann dadurch zu einer weiteren Schmerzverstärkung kommen

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